Mittwoch, 23. Juli 2014

Wie war's in Afrika?

Die wohl schwierigste Frage, die man mir nach über sieben Monaten in Ostafrika stellen kann und die ich befürchtet habe, lautet: "Julia! Wie war es in Afrika?". Wie kann man das alles in wenigen Sätzen beschreiben? Es war eine Zeit voller neuer Eindrücke und Erfahrungen. Hier nur ein paar Worte, die mir dazu einfallen.

Herausfordernd - unter einfachsten Bedingungen zu leben, mit vielen schwierigen Situationen umgehen zu lernen und auch mal nicht einfach alles wortlos hinzunehmen.
Wunderschön - die Landschaft, die Tiere, die Sonne und das Meer zu erleben.
Schrecklich - auf einer dunklen Straße ausgeraubt zu stehen.
Erschütternd - unter welchen Bedingungen viele Menschen leben.
Schockierend - wie respektlos die Frau - nicht nur unter der Geburt- in Uganda behandelt wird.
Beeindruckend - zu erleben, mit welcher Kraft, Ruhe und Genügsamkeit das Leben dort gemeistert wird.


Eigentlich wollte ich schreiben, sobald ich gut angekommen bin. Hat nicht geklappt. Inzwischen bin ich schon wieder fast sechs Wochen in Deutschland. "Richtig angekommen" bin ich schon am ersten Tag. Verwirrend fand ich nur, dass es so lange hell war. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schön eine warme Dusche und ein sauberes Bad sein können. Das genieße ich alles sehr.
Aufregen kann ich mich über wenig. Manchmal muss ich schon schmunzeln, wenn die Leute bei fünf Minuten Verspätung wütend werden oder es eine Sonderradiomeldung über einen vierstündigen Stromausfall in Bonn gibt. Am ersten Tag nach meiner Ankunft hatte ich schon mein Vorstellungsgespräch. Zwei Tage später konnte ich den Mietvertrag für meine neue Wohnung unterschreiben. Wohin es geht? Nach Augsburg - ab dem 01.September.
Hier leider erstmal ohne Geburtshilfe, sondern nur mit Vor- und Nachsorge. Wie ich mich kenne, wird das nicht lange so bleiben, aber mit der momenaten Haftpftlichtsituation ist das tatsächlich nicht so einfach.
Jetzt wohne ich grad in meiner Heimatstadt und arbeite als Urlaubsvertretung für Kolleginnen.
So wie ich zu Beginn des Blogs ein FAQ gemacht habe, könnte ich das jetzt genauso wieder tun - aber die meisten Standardfragen wurden ja schon beantwortet.
Nur nicht die Frage "Warum Augsburg?" - warum nicht? Es hat sich alles so günstig ergeben, und manchmal muss man einfach zugreifen, wenn alles gut zusammenpasst, ohne selbst viel dafür getan zu haben.

Ihr Lieben!
Vielen Dank für eure Unterstützung, eure Neugier, euer Interesse und für viele fröhliche Umarmungen bei meiner Rückkehr. Ihr seid die Besten!

Adieu :)

PS: hier noch ein Link zu meinem letzten Blogeintrag bei Shanti Uganda.
Link








Samstag, 7. Juni 2014

Weraba Uganda!

Heute um 22 Uhr werde ich zum Flughafen gebracht.
Was für ein wundervoller Abschied gestern. Das Team hat ein großes Lagerfeuer gemacht, alle waren da und jeder hat vor dem Feuer ein paar liebe Worte gesagt. Es wurde getrommelt und getanzt. :)
Die letzte Woche war nochmal arbeitsreich. Letzte Aufgaben mussten erledigt werden.
Am Mittwoch habe ich noch einen letzten Workshop gestaltet - über geburtshilfliche Notfälle und Neugeborenenreanimation. Ich bin so stolz auf diese großartigen Kolleginnen!
Weraba Uganda (auf Wiedersehen in Luganda) - ich komme bestimmt irgendwann mal wieder.
Um 14:10 Uhr bin ich in Frankfurt und in der Woche drauf werde ich schon ganz viele meiner allerliebsten Leute besuchen. Ich freu mich so auf euch, das könnt ihr euch nicht vorstellen.
Der Rucksack ist gepackt und ich warte eigentlich nur noch auf die Abreise.
Einziges Vorhaben für heute: noch einmal mit Laura Avocado-Passionsfrucht Saft machen!
Ich melde mich, sobald ich gut angekommen bin.

Bis dann!

Montag, 2. Juni 2014

Endspurt



Einer meiner letzten Nächte in diesem Land. In diesem Moment sitze ich unter einem atemberaubenden Sternenhimmel. Absolute Stille, bis auf einige Tiere, die schwer zu beschreibende Geräusche machen. Der  typische Geruch von verbranntem  Müll  liegt in der Luft und doch tut es so gut, hier draußen zu sitzen. In genau vier Tagen werde ich mich wieder auf den Weg in die Heimat machen. Ich bin absolut bereit, zu gehen und bin gespannt, wie es sich anfühlt, wieder im ganz normalen Alltag anzukommen.
Plötzlich geht man wieder in der Masse unter. Niemand wird mich mehr zehn mal am Tag fragen, wie es mir geht und sich dermaßen freuen, wenn ich mit ihnen ein paar Wortfetzen in ihrer Sprache spreche.
Es gibt tatsächlich einiges, was ich vermissen werde. Die Landschaft, das Lachen der Menschen, die unglaublich leckeren Früchte, G-Nut Soße und die Gelassenheit, mit der hier der Alltag gelebt wird.
Fast tut es mir Leid, am Anfang so negativ über Uganda gesprochen zu haben. Als hätte man über einen guten Freund schlecht geredet, den man langsam doch irgendwie mit all seinen Macken und seiner Verrücktheit sehr lieb gewonnen hat. Mit der Zeit hat man eben viele Seiten des Landes kennen gelernt und zum Glück bleiben am Ende dann doch die vielen schönen Erlebnisse und guten Seiten in Erinnerung. Genauso wie viele unglaublich hilfsbereite, lebensfrohe und herzliche Menschen, die ich hier kennen lernen durfte. Bei mir hat es vielleicht ein wenig länger gedauert, bis ich das alles zu schätzen gewusst habe und die Zeit hier wirklich genießen konnte. Es war trotzdem eine bereichernde und gute Erfahrung und ein Schritt, den ich nicht bereue! Vielleicht komme ich sogar mal zurück, denn es gibt einiges, was ich noch nicht gesehen habe und außerdem würde ich gerne sehen, wie sich hier alles in einiger Zeit entwickelt - was bestimmt noch eine ganze Weile dauert! Der wichtigse Schritt für mich war, alle Erwartungen herunter zu schrauben und einfach das Beste aus der Zeit hier zu machen. Ich habe also angefangen, das Land zu entdecken und die vielen Eindrücke regelrecht aufgesaugt. Mit vielen bunten Bildern und Erinnerungen, von denen ich noch lange zehren kann, komme ich zurück und weiß unseren “Luxus” um einiges mehr zu schätzen.  
Ich freu mich dermaßen auf meine Familie und meine Freunde und auf alle neuen Abenteuer, die auf mich warten!
Auf bald, meine Lieben!



Montag, 19. Mai 2014

Bei den Berggorillas


Der Besuch bei den Gorillas war einfach nur unbeschreiblich. Es hat sich definitiv gelohnt, auch wenn mir immernoch alles von der wirklich anstrengenden Wanderung weh tut.
Nach knapp zehn Stunden Fahrt  auf miserabler Straße sind wir in Kabale angekommen. Die Landschaft im Süden Ugandas ist wieder ganz anders  und wunderschön. So viele verschiedene Grüntöne, Berge und Weite habe ich hier bisher noch nicht gesehen. Es ist ein wenig so, als wäre man in einem anderen Land und alles hat mich sehr an Ruanda erinnert. Es war wirklich kalt da unten, sodass wir abends mit Wolljacke im Hostel saßen.
Am Samstag um fünf Uhr morgens ging es dann los in Richtung Dschungel. Es war wirklich genauso wie im Dschungelbuch! Auf uns wartete eine zweistündige Wanderung. Berg auf, Berg ab, über kleine Flüsse, durchs Dickicht, an Abhängen entlang ging es durch die Wildnis. Es war wegen der Regenzeit sehr rutschig. Einen Pfad gab es nicht, gerade zum Ende hin musste man sich durch Büsche und Dornen schlagen. Meine Kondition ist nicht die beste, aber wir haben es tatsächlich geschafft und waren eine Stunde lang bei den Gorillas. Eine Familie bestehend aus 2 Silberrücken, 3 ausgewachsenen Weibchen, 6 Kleinkindern, einem Baby und zwei Teenagern. Was für wunderschöne Wesen! Wir waren sehr nah an den Gorillas dran und saßen einfach nur staunend da und haben sie beobachtet. Ein Gorillaweibchen kam mit dem Baby auf ihrem Rücken vorbei, die jungen Gorillas haben miteinander gerauft und sind auf die Bäume geklettert . Einer der Teenager hat sich den Hügel runtergekugelt und danach posiert, um den Weibchen zu imponieren.
Auf dem Rückweg durch den Dschungel habe ich echt an mir gezweifelt, ob ich den ganzen Weg schaffe.
Nach drei Stunden sind wir dann aber angekommen, total erschöpft. Aber das war es mir wirklich wert.
Am Abend waren wir noch am Lake Bunyonyi und haben die wunderschöne Aussicht genossen. Am nächsten Tag haben wir uns um 5 wieder auf den Heimweg ins Dorf gemacht, kamen abends an und haben Nachts noch die zwei neuen Freiwilligen begrüßt, die hier für drei Monate arbeiten werden.

In genau 19 Tagen bin ich wieder in der Heimat. Es geht jetzt so schnell! Meine Aufgaben fürs Geburtshaus habe ich so gut wie alle erledigt. Diese Woche steht noch ein letzter Workshop an, außerdem bin ich im Nachtdienst. Ich werde noch die Notfalllkarten fertig stellen, die neue Hebamme fertig einarbeiten und ein paar andere kleine Aufgaben erledigen. Dann ist das halbe Jahr auch schon rum… und so langsam muss ich dann doch mal konkrete Pläne für danach schmieden! Keine Sorge, ich bin fleißig dabei... :)





Montag, 12. Mai 2014

*creating awareness*


Ein kleiner Zwischenbericht von mir! Wir waren die ganze Woche vom 05.Mai bis 11.Mai in Kampala zur großen “Maternal Health Week”, die von Shanti organisiert wurde. Natürlich gab es in den letzten Tagen davor immer wieder keinen Strom, sodass es gar nicht so einfach war, sich darauf vorzubereiten und alles nötige zu drucken – so läuft man dann eben drei mal unverrichteter Dinge zurück vom Copy Shop.
Ziel dieser Woche war vor allem, Bewusstsein darüber zu schaffen, wie hoch die Mütter- und Kindersterblichkeitsrate rund um Schwangerschaft und Geburt in Uganda ist, was die Ursachen dafür sind und welche Lösungsansätze es gibt. Natürlich war auch ein Ziel, das Projekt bekannter zu machen und Spenden zu sammeln.  Gesponsert wurde das ganze von einer der großen Banken in Uganda, die eine großzügige Spende an Shanti gegeben hat.
Jeden Tag kamen verschiedene Partnerorganisationen, wir haben kostenloses family planning angeboten, die Shanti Produkte verkauft und hatten eine Tombola mit wirklich guten Preisen.
In Kampala hatten wir dann auf einem Parkplatz vor einer großen Shopping Mall ein Zelt, einige Tische und Stühle und konnten dort alles aufbauen und unsere Plakate aufhängen.  
Der erste Tag war echt anstrengend. Wir haben kostenloses HIV Screening angeboten und haben die Menschenmasse kaum kontrollieren können, sodass wir den Leuten irgendwann Termine gegeben haben und niemanden mehr annehmen konnten. “It is only me, please test me!” habe ich standing gehört, wenn ich Leuten beibringen musste, dass wir keine weiteren Tests mehr machen können. Insgesamt haben wir uns aber gut aufgeteilt – ich hab die Voruntersuchung gemacht, eine Hebamme aus dem Team hat die Ergebnisse übermittelt und unser Laborassistent hat die Blutproben genommen. Leider haben sich die meisten Leute nur für den Test interessiert und sich nicht wirklich über Shanti und das Thema informiert. Viel mehr haben sie noch mehr kostenlose Sachen verlangt, wie z.B. freie Medikamente, wollten die Tombola Preise gratis mitnehmen oder meine Nummer haben. ;)
Jeden Tag hatten wir einen anderen Schwerpunkt  (HIV, family planning, pregnancy and nutrition, girl empowerment, holistic health, mother-centred care). Besonders gut war der Tag zum Thema “girl empowerment”. Wir hatten eine Gruppe von Breakdancern da, die viele Leute ins Zelt gebracht haben und haben an diesem Tag sehr viele Tombola Tickets verkauft. Es kamen auch einige Paare und vor allem Männer zum Infostand über Verhütung. Am nächsten Tag haben viele dann ihre Partnerin mitgebracht. Einige Schwangere kamen zur Vorsorge und Beratung zu mir, und viele waren einfach sehr interessiert und möchten bei Shanti ein Praktikum machen oder die Projekte unterstützen. Ingesamt war es eine echt gute und erfolgreiche Woche für Shanti! Wir sind aber auch alle erleichtert, dass es rum ist und alles einigermaßen so gelaufen ist, wie wir es geplant haben.


Jetzt bin ich wieder zurück im Dorf und zähle ehrlich gesagt die Tage bis zum Heimflug! Die Zeit wird jetzt wie im Fluge vergehen. In vier Wochen um diese Zeit bin ich schon wieder im guten alten Münster.
Am Mittwoch halte ich meinen nächsten Workshop und habe die ganze Woche Tagdienst.
Ich habe mich außerdem dazu entschieden, nicht weiter in das Krankenhaus hier zu gehen – es gibt inzwischen im Geburtshaus reichlich zu tun, und die Erfahrung dort hat mir echt gereicht.
Nächstes Wochenende geht es dann noch in den Bwindi Nationalpark, Gorillas besuchen!  Das wird bestimmt auch nochmal ganz besonders.

In Kampala habe ich während einer Boda Tour noch Bekanntschaft mit der ugandischen Polizei gemacht. Wir sind zu zweit auf einem Boda gefahren, was hier neuerdings verboten ist. Die Polizei hat uns angehalten, der Boda Fahrer ist weggefahren und wir sind mit ihm zusammen in sein “office” gegangen – ein kleines Kabuff mit einer hölzernen Bank. Wir sollten nun also 200 000 Schilling Strafe zahlen (das sind 58 Euro und hier eine ganze Menge Geld). Wenn wir die Strafe nicht zahlen, hätten wir auch die Möglichkeit, das ganze vor Gericht zu bringen (und dann 600 000 Schilling für den Prozess zu zahlen), dafür bräuchte er aber auch unsere Pässe. Letztendlich sind wir aber, nach einiger Diskussion, mit 50 000 Schilling Strafe jeweils davon gekommen. Mit dem Geld komm ich hier etwa zwei Wochen aus.
Er hat dann auch ein Blankopapier rausgeholt, auf das wir unseren Namen, Herkunftsländer und Kontaktdaten schreiben sollten. Außerdem mussten wir schreiben, dass wir hiermit versprechen, diesen Fehler nie wieder zu begehen. Einfach nur lachhaft. Natürlich wird er das Geld für sich behalten und der Zettel wird im Müll landen…

So, jetzt gibt es gleich Abendbrot. Chapati mit Gemüse :)
Auf bald!

Freitag, 25. April 2014

Im Höhenflug


Hinter mir liegen die schönsten Wochen, die ich bis jetzt hier hatte.
Vom 05.-12.April lief bei Shanti ein Workshop zum Thema “Prenatal Yoga”. Zu dem Workshop kamen Teilnehmer aus Kanada, Australien, Deutschland und Japan. Ich durfte auch dabei sein und war die Assistentin der Kursleiterin. Zusammen mit der Projektkoordinatorin habe ich mich also um das ganze “Drumherum” gekümmert . Organisation, Transport, Essen… wir hatten einfach eine wunderschöne Zeit zusammen. Jeden Tag haben wir zusammen Yoga gemacht und so viel voneinander gelernt. Das Essen der Einheimischen hängt einem zwar irgendwann zum Halse raus, aber wir wurden immer sehr herzlich aufgenommen und bekocht. Die Kinder der Frauen haben sogar für uns getrommelt, getanzt,  gesungen und ein Lagerfeuer gemacht, wie im “Afrika-Bilderbuch” ;)
Die Yogis waren so begeistert von dem Land, dass sie mich damit angesteckt haben. In letzter Zeit habe ich den Blick dafür verloren, wie schön es hier auch sein kann – und es jetzt wieder gesehen! Die Landschaft, die vielen bunten Vögel, die dschungelartigen Wälder… das ist schon echt besonders und in dieser Zeit wollte ich gar nicht mehr so dringend nach Hause. Wir waren auch im Haus unserer Traditional Birth Attendant zu Gast und haben hier sehr viele, ich nenne sie mal “delikate” Geheimnisse der ugandischen Kultur erfahren. Definitiv nicht zum Bloggen geeignet!

Nach dem Workshop war ich dann noch mit zwei Deutschen, die ich im Workshop kennen gelernt habe, auf Safari im Queen Elizabeth National Park. Eine 11 Stunden Fahrt mit einer Autopanne, weswegen wir drei Stunden in einem kleinen Dorf verbracht haben und hier mit Jackfruit und Avocado versorgt wurden. Im Park haben wir ganz viele Löwen (und Löwenbabys!), Elefanten, Affen, Büffel, Nilpferde, Krokodile und Vögel gesehen. Der Park ist im Moment voll mit Elefanten, die aus dem Kongo nach Uganda fliehen, weil sie so sensibel sind, dass sie die Unruhen dort merken… das hat uns zumindest unser Guide gesagt. Eine aus unserer Gruppe hat sich etwas zu nah an eine Elefantenherde heran getraut, was böse hätte enden können… zwei Elefantenkühe sind mit ihren Babys durch den Park gelaufen, ganz nah an unserer Unterkunft vorbei. Sie hat sich dann dorthin gestellt, um Fotos zu machen – bis eine Elefantenkuh auf sie zukam und aufgestiegen ist. Ich war nicht dabei, so wurde es mir nur erzählt… es ist aber alles gut gegangen. Was für ein Erlebnis! Zweilmal sind wir mitten im Park im tiefen Schlamm stecken geblieben und haben das Auto mit vereinten Kräften wieder rausgeschoben. Wir sahen alle aus, als hätten wir im Moor gebadet!
Und weil Bilder mehr sagen als tausend Worte, hier ein paar davon!








Eigentlich war ich nach der Tour für den Nachtdienst eingeteilt. Ich habe mich aber spontan entschieden, den Dienst abzusagen und noch weiter nach Jinja, an die Quelle des Nils, zu reisen.
Es war definitiv die richtige Entscheidung! Ich bin zwei Stunden lang am Nil entlang geritten und habe ein paar wunderschöne Tage dort genossen. Am allerbesten war das Wild Water Rafting! Nach einem kurzen Training ging es den ganzen Tag durch Stromschnellen und Wasserfälle. Einmal ist das Boot sogar umgekippt und ich bin gefühlte 10 mal durchs Wasser gewirbelt. Sobald ich an die Oberfläche kam, kam auch schon die nächste Welle und hat mich wieder unter Wasser gedrückt. Das war schon ein bisschen gruselig… bis ich dann von einem der Safety Boote in Sicherheit gebracht wurde. Ein blaues Auge hatte ich danach auch, weil mein Vordermann aus dem Boot gefallen ist und mit seinem Helm in mein Gesicht geschlagen ist. Total erschöpft und klitschnass gab es abends zur Belohnung Wraps und ein kühles Bier!






So viel zu meinem Urlaub! Aber dafür bin ich ja eigentlich nicht hergekommen, deswegen noch ein paar Updates und Berichte von meinem Job hier. Die ersten drei Monate waren nicht besonders schön, wie ihr ja mitbekommen habt. Keine wirkliche Aufgabe, einzige Volunteer, ausgeraubt – das war mein Start.
Aber jetzt kommt immer mehr Leben ins Haus (wir haben seit gestern noch eine neue Volunteer), ich habe mich ganz gut eingelebt, meine Aufgaben gefunden und Spaß daran, die neuen Volunteers an das Leben hier heranzurführen ;) Vor allem, wenn ich sie das erste Mal auf einem Boda durch die Rush Hour in Kampala mitnehme!

Im Geburtshaus ist immer mehr los, wir hatten sogar in einer Nacht zwei Geburten hintereinander und parallel, was ich bei Shanti bisher noch nicht erlebt habe. Gut, dass wir zu zweit waren und uns die Arbeit gut aufteilen konnten. Die Angebote werden immer besser angenommen.
Die Arbeit ist immer wieder herausfordernd. So kam vor einigen Wochen eine Frau ins Geburtshaus, die mal wieder viel zu lange gewartet hat, zu uns zu kommen bzw. Probleme hatte, sich den Transport zu organisieren. Sie hatte am Vortag einen Blasensprung mit Wehen. Beim Bauchabtasten habe ich schon gemerkt, dass das Kind in Querlage ist, bei der VU konnte ich dann den Ellbogen des Kindes tasten. Die Wehen waren schon sehr kräftig und die Geburt schon weit vorangeschritten. Eine Querlage in dem Stadium ist gefährlich für Mutter und Kind, sodas wir sofort die Verlegung veranlasst haben und mit einem Affenzahn zur nächsten Klinik gefahren sind. Es war ein Zweisitzer mit einer Ladefläche hinten. Die Frau wollte sich vorne hinsetzen, und so habe ich mich –nur für den Fall der Fälle- neben sie gequetscht. In der Klinik angekommen, wurde sie sofort für den OP vorbereitet. Wie so oft, hat es sich dann noch ganz schön lang gezogen, bis endlich alles vorbereitet war und der Arzt sich herbequemt hat. In dieser Zeit ist die Nabelschnur vorgefallen. Das einzige, was ich in der Situation tun konnte, war die Frau in Knie-Ellbogen-Lage zu bringen und abzuwarten. Das Kind wurde reanimiert und hat sich langsam erholt. Einen Tag später wollte ich die Mutter und das Kind besuchen und das Kind auf die Brust der Mutter legen (da schert sich sonst niemand drum), aber der kleine Junge hat es nicht geschafft und ist noch in der Nacht gestorben – alleine im OP-Vorraum.
Die Probleme hier entstehen m.E. vor allem dadurch, dass die Frauen oft keinen Transport zur nächsten Klinik haben,alles selbst bezahlen müssen, keine Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, sehr schlecht informiert sind, viel zu viele Kinder kurz hintereinander bekommen und außerdem wenig Bewusstsein darüber herrscht, wie wichtig eine gute Begleitung in der Schwangerschaft ist. Langfristig gesehen sind also die Outreaches in den Dörfern und die Workshops für die Hebammen wohl meine sinnvollste Aufgabe. Die Organisation der Outreaches ist schwierig und frustrierend. Oft wartet man bis zu zwei Stunden, bis die Leute kommen, oder man kommt an und es ist einfach nichts vorbereitet.
Anfang April habe ich z.B. ein Outreach über Familiy Planning in einem kleinen Dorf geplant. Der Termin stand schon seit Wochen. Trotzdem habe ich den Mann aus dem Dorf eine Woche vorher nochmal angerufen, um den Termin zu bestätigen und außerdem auch am selben Tag, eine Stunde vor dem geplanten Treffen. Er sagte nur “yes, you come!”. Also bin ich zum Geburtshaus geradelt, habe alle Demomaterialien eingepackt, die Hebamme abgeholt, ein Boda organisiert. Wir waren uns nicht ganz sicher, wo wir hin müssen, deswegen haben wir ihn dann nochmal angerufen. Plötzlich passte es dann doch nicht mehr, dass wir heute kommen, und er würde sich für einen neuen Termin melden.
Eine Stunde später rief er dann nochmal an und sagte “we are waiting for you”…. dabei hatte er ja grad eben das Treffen abgesagt. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Alles läuft hier eben in African Time. Wenn es regnet, kommt man grundsätzlich nicht zur Arbeit, sondert wartet, bis der Schauer vorüber ist. Man muss immer mindestens eine halbe Stunde rechnen, bis die Hebammen zu ihrem Dienst kommen.
Das ist aber alles kein Problem, denn jeder hat Verständnis, wenn man grad noch “busy” war. Die “Western Idea”  der Pünktlichkeit kann sich hier einfach nicht durchsetzen, so wie vieles anderes.
Aber es läuft trotzdem immer irgendwie und von der Gelassenheit der Menschen hier kann man auch viel lernen. Viel nerviger finde ich persönlich, dass jeder dein Freund werden möchte. Vollkommen fremde Leute auf der Straßen fragen dich “Do you allow me to be your friend? I want to visit you today. I love you, my friend”… die Kinder rufen “assist me!” und wenn man sagt, dass man ihnen kein Geld gibt, bekommt man zur Antwort “Why are you having such a bad behavior?”. So richtig sicher kann man sich hier auch nicht fühlen. Als wir auf dem Markt waren, haben sie einen Dieb beim Klauen erwischt. Plötzlich liefen diesem Mann alle Leute hinterher, die Bodas und Fahrräder kamen, um ihn aufzuhalten. Er hat sich dann in einen Shop gesperrt, bis  jemand die Polizei gerufen hat, die alle Leute mit Tränengas vertrieben hat. Unsere Köchin erzählte mir nachher, dass sie schon oft gesehen hat, dass die Diebe entweder zu Tode geprügelt werden oder mit Benzin übergossen und angezündet werden. Gruselig.

Für den 05.-11.Mai plant Shanti ein großes Fundraising Event in Kampala. In dieser “Maternal Health Week” versuchen wir,  durch verschiedene Aktionen Bewusstsein über maternal health zu schaffen und Shanti bekannter zu machen. Am 11.Mai habe ich meinen eigenen kleinen Infostand zum Thema “mother-centred-care”. Das ganze wird von einer großen Bank hier gesponsert, die auch eine großzügige Spende an das Geburtshaus gibt. Am Mittwoch waren wir dazu sogar auf einer kleinen Pressekonferenz und die Planungen dafür laufen auf Hochtouren!

Aaah, fast hätte ich vergessen, von den kleinen Hundewelpen zu berichten! Vier Welpen haben wir nun schon in das einzige Tierheim in ganz Uganda gebracht. Ich werde jetzt zwar für vollkommen verrückt gehalten, dass ich mich um sowas unwichtiges wie Hundewelpen kümmer, aber das war es mir wert.
Unsere Katze November wurde in diesem Tierheim kastriert und hatte eigentlich alles gut überstanden.
Eine Woche später war sie dann aber total schwach, hat nichts mehr gegessen und getrunken und sich die ganze Zeit übergeben. Am nächsten Morgen war sie tot. So schnell konnten wir gar nicht zum Tierarzt mit ihr (den gibt es natürlich auch nur in Kampala).

So viel erstmal aus dem fernen Uganda. Ich freu mich auf meine Heimat! Die letzten Wochen werden bestimmt schneller rumgehen, als ich denke… macht es gut!

Hier noch zwei Bilder von der Arbeit... ein Outreach und ein Bild von einer Frau, die ich betreut habe :)
und zwei Links mit Projektberichten:

Workshop Link
Outreach Link